Wir freuen uns über den Erfolg nach Überarbeitung der beiden 1. Preise zum privaten Gutachterverfahren „Quartier südlich Steinhaldenstraße / Bergstraße Ditzingen Hirschlanden“ in Zusammenarbeit mit bäuerle landschaftsarchitektur + stadtplanung, Stuttgart

Mehrfachbeauftragung, 2019

1. Preis nach Überarbeitung, 2020

Quartiershaus – Steinhaldenstrasse
Strukturkonzept

Harte Schale – Weicher Kern

Das Plangebiet wird zum einen geprägt durch seine Lage an der Schnittstelle zwischen Siedlungsraum im Westen und Landschaftsraum im Osten, zum anderen durch eine sehr heterogene gebaute Umgebung mit von der Landwirtschaft geprägten Strukturen im Westen, kleinteiliger Wohnbebauung im Norden und gewerblich geprägten Lagen im Süden.

Der Entwurf reagiert auf diesen Kontext mit klaren stadträumlichen Raumkanten. Die Baukörper gehen in Körnung und Maßstäblichkeit unter Berücksichtigung der Topografie auf die jeweilige Nachbarschaft ein. Zur Bergstraße hin formuliert ein prägnanter Baukörper den Eingang. In diesem Quartiershaus finden sich u.a. die beiden Wohngruppen für Senioren. Als weitere stark frequentierte Ankernutzung befindet sich die Kindertagesstätte ebenfalls am Quartiersplatz. Diese Lage mit der unmittelbaren Nähe der Kiss + Ride Stellplätze entlang der Steinhaldenstraße ist ideal für das sichere Bringen und Abholen der Kinder. Nach Süden hin ist die Außenspielfläche terrassiert und bildet sogleich einen angemessenen Anschluss an den Wohnanger. Als Reaktion auf Nachbarschaft im Norden ist die sich nach Osten anschliessende Bebauung im Maßstab angemessen und durchlässig ausgebildet. Die zwei- bis viergeschossigen Baukörper orientieren sich zu einer gemeinsamen Quartiersmitte – dem Wohnanger –  der als Sequenz von Platz- und Hofräumen von der Bergstraße ausgehend den weichen Kern des Quartiers bildet. Dabei gruppieren sich jeweils drei bis vier Gebäude als überschaubare Nachbarschaft um einen kollektiv nutzbaren Wohnhof. Die Baukörper am südlichen Rand weisen aus Gründen des Schallschutzes eine konsequente Grundrissorientierung nach Westen auf. Jeweils zwei Häuser werden hierbei gemeinsam vom Wohnanger aus erschlossen.

Der Übergang zum Landschaftsraum wird von einer am Verlauf des Döbach orientierten grünen Fuge zwischen Quartier und Gewerbe gebildet, die sich entlang eines geschwungenen Weges bis hin zur Mercedesstraße zu einer attraktiven baumbestandenen Freifläche mit Spielangeboten und einer Lichtung mit Verweilqualität aufweitet.

Vernetzung
Vielfalt
Wohnanger
Städtebaulicher Entwurf
Querschnitt
Längsschnitt

Soziale Vielfalt

Das Quartier wird neben dem Quartiershaus am Eingang und der Kindertagesstätte mit darüber liegender Wohnbebauung von vier grundsätzlichen Haustypen gebildet, die für eine Mischung unterschiedlicher Typologien und Eigentumsformen in jeder der drei Nachbarschaften sorgen.

Den südlichen Quartiersrand bilden drei Punkt- und zwei Modulhäuser, die über ihre abwechselnde Anordnung und konsequente Westausrichtung ein ausgewogenes Wohnungsangebot im Geschosswohnungsbau darstellen. Die drei Punkthäuser stellen das geforderte Kontingent für geförderten Wohnungsbau zur Verfügung, sind aber gestalterisch in das Gesamtkonzept integriert. Mit dem konstruktiven Ansatz der Schottenbauweise eignen sich alle fünf Gebäude hervorragend für eine Realisierung in elementierter oder ggf. modularere Holzbauweise.  

Entlang des nördlichen Rands befinden sich zwei Gruppen von Stadt- bzw. Reihenhäusern, die als Wohnen im Eigentum die soziale Mischung im Quartier fördern sollen. Dazwischen befinden sich zwei sogenannte Angerhäuser, die Miet- bzw. Eigentumswohnungen im frei finanzierten Wohnungsbau zur Verfügung stellen. Zum Wohnanger hin befinden sich hier Räume, die der jeweiligen Hausgemeinschaft multifunktional zur Verfügung gestellt werden können. Neben den beiden Wohngruppen finden sich auch im Quartiershaus weitere frei finanzierte Wohnungen in den Obergeschossen sowie ein weiterer multifunktional – z.B. als Quartierscafé nutzbarer – Raum, der das Quartiershaus zum Wohnanger öffnet.

Klar ablesbare, dabei je nach Situation ausgerichtete Haustypen schaffen so eine einladende und urbane Atmosphäre und bieten zugleich Wohnungen an, deren räumliche Qualitäten und Freiräume für alle Bewohnergruppen ein Zuhause schaffen. Durch die Ermöglichung von Teilhabe, Austausch und Kommunikation wird so die soziale Vielfalt und Integrationsfähigkeit des Quartiers gestärkt.

Entwurf: 2020
Fläche: ca. 1 ha
Programm: Entwicklung eines städtebaulich-architektonischen Konzepts zur Realisierung von gefördertem und freifinanziertem Wohnungsbau sowie einer Kindertageseinrichtung
Auftraggeber: belle vie GmbH
Freiraum: bäuerle landschaftsarchitektur + stadtplanung, Stuttgart