Für das potenzielle Wohnbaugebiet „Goldäcker“ in Leinfelden-Echterdingen soll im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung ein städtebaulicher Entwurf erarbeitet werden, welcher sich insbesondere mit der typologischen Vielfalt, der Qualität der Freiräume sowie sozialen Fragen auseinandersetzt.

1.  Preis, Städtebauliche Mehrfachbeauftragung 2016

Städtebaulicher Entwurf seit 2018

Einbindung

Das Entwicklungsgebiet wird durch seine Lage an der Schnittstelle zwischen urbanem Siedlungsraum und dem Landschaftsraum geprägt. Ziel des Entwurfs ist es, diesen Übergang stadträumlich erfahrbar zu machen. Hierfür werden die bisher offenen Siedlungsstrukturen aufgenommen und durch eine in Körnung und Maßstäblichkeit angemessene Neubebauung arrondiert. Die drei- bis fünfgeschossige Wohnbebauung westlich der Goldäckerstraße wird durch grüne Finger in drei überschaubare Nachbarschaften gegliedert, die sich jeweils um einen gemeinschaftlichen Wohnhof gruppieren. Der zentrale grüne Finger wird zudem durch einen baulichen Hochpunkt mit sieben Geschossen im südlichen Wohnhof akzentuiert.

Im Zusammenspiel von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Freiräumen, sowie den klar ablesbaren Nachbarschaften, entsteht so eine neue Identität am Stadtrand, die die vorhandenen Qualitäten der historischen Mitte und der Siedlungserweiterungen der 1970er Jahre aufgreift und fortschreibt. Diese findet ihren spezifischen Charakter in einer aufgelockerten Stadtkante mit bewegter Dachlandschaft.

Zukunftsfähigkeit

Der Entwurf steht für sparsamen und schonenden Umgang mit Grund und Boden. Diese Flächeneffizienz ist nicht nur aus ökologischer Sicht notwendig, sondern vor dem Hintergrund steigender Folgekosten einer zunehmend geringer werdenden Infrastrukturauslastung und Flächenkonkurrenzen auch ökonomisch sinnvoll. Die angemessene Dichte und Vielfalt des Wohnungsangebots bietet eine gute Ausgangsbasis für die Entstehung stabiler sozialer Strukturen im Quartier, in die sich besondere Wohnformen oder integriertes Wohnen ebenso wie Baugemeinschaften einfügen können.

Freiraum – Vernetzung, Entwässerung

Freiraum

Zum Landschaftsraum hin entsteht eineneue Silhouette. Von der Landschaft aus gesehen liegen die Baufelder der drei Nachbarschaften auf erhöhten Schollen, die sich zurückhaltend aus der vorhandenen Topographie herausheben. Sie machen die Struktur der gemeinschaftlichen Wohnhöfe auch von außen ablesbar.

Als Pufferzone legt sich eine großzügige Grünzone zwischen Landwirtschaft und Bebauung. Zwischen den drei Baufeldern liegen als Unterbrechungen die „grünen Finger“. Sie sind ebenfalls öffentlich geprägt und erleichtern den Bewohnern östlich der Goldäckerstraße den Zugang zur Grünzone am Siedlungsrand und weiter in die Felderlandschaft. Der kleine Höhenunterschied „auf die Scholle hinauf“ unterstützt die Zonierung zwischen öffentlichem und gemeinschaftlich genutztem Freiraum. Ein durchgehender Weg verbindet die Nachbarschaften und ermöglicht vielfältige, attraktive Wegebeziehungen.

Untersuchungen zu Mobilität und Parkierung

Das Mobilitätskonzept zielt auf die bedarfsorientierte Kombination möglichst unterschiedlicher Verkehrsangebote ab. Begünstigt wird dies durch die Aussicht auf eine neue Stadtbahnlinie mit Haltestelle nördlich des Entwicklungsgebiets sowie der neu eingerichteten Buslinie mit Halt im Bereich Goldäcker- / Maierholzstraße. Zudem wird das Angebot durch die zahlreichen Rad- und Fußwegeverbindungen ergänzt. Im Straßenraum verteilte Fahrradstellplätze und ein ergänzender Mobilitätspunkt mit unterschiedlichen Angeboten (Carsharing, Leihfahrräder, Elektromobilität etc.) sollen insbesondere alternative Mobilitätsformen stärken und den Bedarf an privatem MIV verringern.

Städtebaulicher Entwurf

Wohnhöfe

Alle drei Wohnhöfe sind mit der Goldäckerstraße verknüpft. Beidseitig der Ankerhäuser führen großzügige Treppen bzw. barrierefreie Rampen in die höher liegenden Höfe. Auch hier unterstreicht der Höhenunterschied den Übergang vom Straßenraum zum nachbarschaftlich geprägten Hof. Die Hauseingänge der über den Hof erschlossenen Häuser wenden sich dem zentralen Hofbereich zu und garantieren eine gute Auffindbarkeit und Adressbildung.

Schnitt West-Ost
Schnitt Nord-Süd

Entwurf: 2016
Fläche: 1,9 ha
Programm: Mehrfachbeauftragung zur Erstellung eines städtebaulichen Entwurfs
Auftraggeber: Stadt Leinfelden-Echterdingen
Freiraum: Frank Roser Landschaftsarchitekten Ostfildern